Psychiatrie und Psychotherapie up2date 2007; 1(1): 9-22
DOI: 10.1055/s-2006-951884
Organische psychische Störungen
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Diagnostik und Differenzialdiagnostik der Demenzen

Jana  Svitek, Jens  Wiltfang, Markus  Weih
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Publication Date:
16 April 2007 (online)

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Kernaussagen

  • Demenzerkrankungen zählen neben Depressionen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen im Alter. Der größte Risikofaktor für die Entwicklung einer Demenz ist das Alter, es liegen keine geschlechtsspezifischen Unterschiede vor.

  • Die Alzheimererkrankung ist die häufigste Demenzform. Der klinische Verlauf ist langsam progredient und führt durchschnittlich innerhalb von sechs bis acht Jahren zum Tode.

  • Als pathogenetische Konzepte für die Entwicklung einer Alzheimerdemenz werden derzeit die Amyloid-Kaskaden-Hypothese und die pathologische Tau-Phosphorylierung diskutiert.

Diagnostik

  • Am Anfang der Diagnostik sollte stets eine ausführliche Anamnese sowie Fremdanamnese stehen, in der auch Beginn und Verlauf der Beschwerden erfasst werden. Unverzichtbar ist außerdem ein ausführlicher psychopathologischer Befund sowie eine neurologische und internistische Untersuchung.

  • Im Anschluss muss eine neuropsychologische Untersuchung erfolgen. Der weltweit am häufigsten eingesetzte Screeningtest ist der Mini-Mental-Status-Test, der sich einfach und schnell durchführen lässt. Weiterhin können als Screeningverfahren bei Demenzverdacht der Syndrom-Kurz-Test, der Uhrentest sowie ein Depressionsscore (z. B. BDI) angewendet werden. Bei fortbestehendem Verdacht auf eine demenzielle Entwicklung sollte eine ausführlichere neuropsychologische Testung durch geschultes Personal, z. B. CERAD erfolgen.

  • Unverzichtbar sind eine Labordiagnostik, bildgebende Verfahren (CT, besser MRT sowie ein EKG und EEG). Fakultativ können außerdem eine Doppleruntersuchung, eine Liquorpunktion sowie ein SPECT/PET hilfreich sein. Die liquorbasierte neurochemische Demenzdiagnostik gewinnt gerade bei frühen Demenzstadien zunehmend an Bedeutung. Eine genetische Untersuchung (z. B. ApoE4-Genotypisierung) sollte bei begründetem Verdacht sowie nach Aufklärung und schriftlicher Einwilligung erfolgen.

Differenzialdiagnostik

  • Bei jüngeren Patienten muss an potenziell behandelbare sekundäre Demenzen gedacht werden. Die Ursachen hierfür sind häufig psychische (z. B. Pseudodemenz im Rahmen von Depressionen) und neurologische (z. B. Normaldruckhydrozephalus, Raumforderungen) Erkrankungen, Medikamente (Anticholinergika, Benzodiazepine), Vergiftungen, endokrinologische, metabolische Erkrankungen (Hypothyreose, Vitamin-B12-Mangel) sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

  • In der Differenzialdiagnose der degenerativen Demenzen muss neben der Alzheimerdemenz vor allem an die vaskuläre Demenz sowie deren Mischformen, die Demenz mit Lewy-Körperchen bzw. Parkinsondemenz und die frontotemporale Demenz, des Weiteren an eine kortikobasale Degeneration, eine Chorea Huntington oder eine progressive supranukleäre Parese gedacht werden.

Literatur

Dr. med. Jana Svitek

Psychiatrische und Psychotherapeutische Klinik der Universität Erlangen-Nürnberg

Schwabachanlage 6

91054 Erlangen

Phone: + 49/9131/85/34129

Fax: + 49/9131/85/34198 (z. Hd. Frau Svitek)

Email: Jana.Svitek@psych.imed.uni-erlangen.de